Warum wird Ägypten von der Welt im Stich gelassen

Am 14. August löst das ägyptische Militär die Protestcamps der Muslimbrüder auf. Ein schreckliches Blutbad mit vielen Toten ist das Ergebnis. Ein Aufschrei geht durch die Welt.
Die Übergangsregierung wird von der Weltpolitik angemahnt sich friedlich zu verhalten. Ein Korrespondent des WDR kommentiert die Ankündigung von Obama ein militärisches Manöver mit den Ägyptern abzusagen mit den Worten: "Dies stört das ägyptische Militär weniger, denn die führen lieber Krieg gegen das eigene Volk".
Die US-Amerikaner werden aufgefordert, das Land zu verlassen. Zwei deutsche Firmen geben ihr Engagement in Ägypten auf. 7000 Arbeitsplätze gehen verloren. Durch die Medien wird eine Panikmache veranstaltet, was die Situation in den Urlaubsgebieten angeht, obwohl es für dort vom Auswärtigen Amt keine Reisewarnung gibt.Solche Maßnahmen führen zu einer weiteren Destabilisierung des wirtschaftlich eh schon angeschlagenen Landes. Herr Westerwelle fordert: "Wir erwarten von der Übergangsregierung und den ägyptischen Behörden, dass sie friedliche Proteste zulassen und alles tun, um auf eine Beruhigung der Lage hinzuwirken."

Gestern war im Live-Ticker von FOCUS folgende Meldung zu lesen:
14.04 Uhr: Der Chef des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Ruprecht Polenz (CDU), hat wegen der Gewalt in Kairo eine zeitweilige Aussetzung der wirtschaftlichen und finanziellen Zusammenarbeit mit Ägypten in einzelnen... Punkten ins Gespräch gebracht. Es stelle sich die Frage, ob es Bereiche der Kooperation mit Kairo gebe, die zeitweilig suspendiert werden könnten, „um ein Zeichen zu setzen“, sagte er dem „Tagesspiegel“.
(aus dem Live-Ticker von Focus)

Die ägyptische Regierung soll auch hier für ihr Vorgehen bestraft werden.

Die Liste der Reaktionen ließe sich endlos fortsetzen und ich frage mich entsetzt, ob diese Menschen eigentlich wissen was sie sagen und wovon sie reden. Es wird doch mehr und mehr ein Zerrbild gezeichnet, dass die eigentlichen Täter zu den Opfern macht. Sind es doch die Muslimbrüder, die zur Gewalt aufrufen und völlig resistent gegen jeden Dialogversuch sind. Sind es nicht die Muslimbrüder. die auf den friedlichen Protest verzichten und zu Terrormitteln greifen. Sind es nicht die Muslimbrüder die Regierungsgebäude in Brand stecken und stolz ihre Märtyrer zählen? Aber trotz dieser Fakten kristallisiert sich eine Meinung in der Weltpolitik heraus, die das ägyptische Militär zum Agressor abstempelt. Ich frage mich, welches Land sich so etwas tatenlos gefallen lassen würde. Ich glaube keine Regierung würde nicht auch Waffengewalt einsetzen um seine Regierungsgebäude zu schützen.
Herr Westerwelle, der fordert, dass friedlicher Protest zugelassen werden müsste sollte sich doch mal Bilder aus seinem eigenen Land ansehen.
                                         Dieser Mann verlor durch den Einsatz von Wasser-
                                         werfern sein Augenlicht.                          

                                     

Das sind Bilder von einer friedlichen Protestkundgebung in Stuttgart und die Ergebnisse der Reaktion des Staates. Hier ging es aber nicht um den Schutz der Freiheit, sondern um die Durchsetzung wirtschaftlicher Interessen.

Als am 3. Juli 2013 nach tagelangem friedlichen Protest von Millionen Ägypterinnen und Ägyptern das Militär Mursi abgesetzt hat, wurde verhindert, dass es zu Auseinandersetzungen zwischen Ägyptischen Bürgern kam. Die Freude und Hoffnung der Menschen war unbeschreiblich.


Es war ein Glück für Ägypten, dass die Sicherheitskräfte bisher weitestgehend erfolgreich verhindern konnten , dass Zivilisten aufeinander los gingen. Dies ist auch dem besonnenen Verhalten der überwiegenden Mehrheit der ägyptischen Bevölkerung zuzurechnen, die sich nicht von den hassreden der Muslimbrüder provozieren ließen.

Es ist und bleibt für mich unverständlich, dass Ägypten mehr und mehr von der Welt isoliert wird und ihm so die Grundlage für eine Erholung und Stabilisierung entzogen wird. Es wird dadurch ein Nährboden geschaffen, auf dem die Muslimbrüder, die derzeit immer mehr Rückhalt in der Bevölkerung verlieren, wieder erstarken können. Es ist für mich unerklärlich welches wirtschafliche oder machtpolitische Kalkül zu solchen Verhaltensweisen der Weltpolitik führen.

Ich finde es scheinheilig, dass Regierungen, die die Freiheitsrechte ihrer Bürger mit Füßen treten, angeblich um sie vor Terror zu schützen, einem Land wie Ägypten, das den Weg der Demokratie nach langen Zeiten der Diktatur erst finden muß, so oberlehrerhaft gegenüber treten. 
Ich hoffe, dass es Ägypten trotzdem gelingen wird sich wirtschaftlich und gesellschaftspolitisch zu stabilisieren.




  


Kommentare

  1. Und wie stellen Sie sich vor, sollten sich die Regierungen verhalten? Wie sollen sich Reiseveranstalter verhalten?
    Ich ziehe meinen Hut vor Reiseveranstaltern, die lieber Verluste in Kauf nehmen, als ihre Kunden in irgendeiner Form in Gefahr zu bringen.
    Was in Ägypten derzeit geschieht, basiert auf Gewalt, ABER Gewalt auf beiden Seiten. Die Rechtfertigung nach dem Töten per Schuldzuweisung ist nur allzu einfach. Deutlich besser wäre eine friedliche Lösung gewesen, von deren Existenz ich nach wie vor überzeugt bin.
    Die meisten der Toten (auf beiden Seiten) sind Opfer, denn die wahren Täter kann man auf einen realtiv kleinen Kreis begrenzen, welcher übrigens auch auf beiden Seiten zu finden ist.

    Wenn wir uns nun aus der Ferne einen "Verbesserungsvorschlag" erlauben wollen, dann sollte er lediglich zu einer friedlichen Lösung des Konfliktes mahnen. Adressaten sind beide Seiten des derzeitigen Konfliktes.
    Ralf Dorn

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    1. Sie brauchen ihren Hut vor den Reiseveranstaltern nicht zu ziehen, die machen keinen Verluste, maximal weniger Gewinn. Wenn Reiseveranstalter jetzt Menschen her bringen, setzen sie diejenigen nicht mehr Gefahr aus, wie wenn man zufällig bei einem Marathon ungünstig steht.
      Den Urlaubern in den Resorts droht genau so viel Gefahr, wie Anwohner/Besuchern von europäischen Anschlagszielen. Was Reiseveranstalter jetzt machen ist Arbeitslosigkeit produzieren.
      All die Menschen die am Roten Meer im Tourismus arbeiten, sind jetzt die Leidtragenden. Unbezahlter Urlaub und Entlassungen werden folgen und was dann passiert, wenn all diese Menschen ihre Hoffnung verlieren, werden wir sehen.
      Reiseveranstalter sind das Letzte, zocken ein Land mit bis zu 50% Vermittlungsgebühr ab und drehen dann auch noch den Hahn zu. "Sehr edelmütig"!
      Natürlich ist Gewald keine Lösung und sie sollten einen friedliche Lösung finden, aber wie wir ja alle wissen geschieht in der Politik nur etwas, wenn man Nutzen daraus ziehen kann.
      Grüße aus Safaga

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  2. Bei einem gewinnorientierten Unternehmen ist weniger Gewinn auch ein Verlust!
    Was für eine Rechtfertigung werden sie denn dann geben, wenn einige Muslimbrüder zur Bekräftigung ihrer Forderung ein paar Touristen als Geiseln nehmen, oder erschießen? War das dann auch ein "Marathon-Risiko"?
    Jetzt den Reiseveranstaltern die Schuld an allem zuzuschieben ist ja nun wirklich die falsche Richtung. Möglicherweise sind die Reiseveranstalter aber die heimlichen Drahtzieher hinter dem ganzen Konflikt, wo ihnen doch eh schon 50 % des Landes gehören...
    Sicherlich hat das alles Auswirkungen auf die Menschen, die im Bereich Tourismus in Ägypten arbeiten und natürlich tun mir diese Menschen von Herzen leid, sie sind auch Opfer dieses unsäglichen Konflikts, der immer größere Kreise zieht.
    Aber nochmal in aller Deutlichkeit: Ich bevorzuge es, dass die Reiseveranstalter "den Hahn zudrehen" und absolut kein Risiko eingehen, als etwas leichtfertig "Kolateralschaden" in Form von toten Touristen in Kauf zu nehmen.
    Was wiegt wohl mehr, Geld einzunehmen, oder das Leben anderer zu riskieren??? Denken Sie bitte zweimal nach, bevor Sie antworten.
    Auch wenn jetzt im Moment noch keine unmittelbare Gefahr besteht, braucht es wohl kaum viel Fanatsie um sich vorzustellen, wie schnell sich dieser Konflikt immer weiter ausbreiten wird. Vorallem die religiöse Komponente (ein Tourist ist eh nur ein wertloser Ungläubiger), sollte nicht unterschätzt werden.
    Ralf Dorn

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  3. Wenn die ach so tollen und verantwortungsbewussten RV überhaupt mal Verantwortung übernehmen würden, wie Sie schreiben, dann würden sie die Gäste, die im Land sind auch sofort rausfliegen, aber nein, sooooooo schlimm ist die Lage dann ja doch nicht, oder wie jetzt?

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  4. 1. Der vorzeitige Abruch mit sofortiger Abreise ist laut der RV bereits möglich.
    2. Macht wenig Sinn in so einer Situation noch mehr Urlauber in das Land zu karren, oder? Das würde eine mögliche Evakuierung nur unnötig erschweren.

    Der nächste Schritt wird sein, die Deutschen in Ägypten heimzuholen. Da sich die Anzahl im 5-stelligen Bereich bewegt, will das vernünftig organsiert sein. Warum meinen Sie denn, haben die Amis bereits angefangen Ihre Bürger rauszuholen?
    Und derart auf die RV zu schimpfen, macht sicherlich keinen Sinn, denn Sie glauben doch wohl nicht wirklich, dass es so viel Tourismus und letztlich auch Geldfluss in Ägypten gäbe, wenn dies nicht durch entsprechende RV organisiert werden würde.
    Aber Sie würden dies sicherlich kostenfrei und sicherlich auch viel besser für ein ganzes Land organisieren können, oder?

    Es ist nicht so, dass die RV hier die große Marge machen, sondern sie locken unzählige Touristen ins Land und letztlich muss ja auch der Flug bezahlt werden. Schonmal etwas von Mischkalkulation gehört?

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  5. Wir sind gestern aus Ägypten zurück gekommen und es war ein toller Urlaub. Die vielen Menschen die dort arbeiten sind sehr freundlich. Was wäre, wenn all diese vielen Menschen die in der Touristikbranche arbeiten Ihre Jobs verlieren??? Ich würde mich jederzeit Morgen wieder in den Flieger setzen und hinfliegen.

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    1. Wenn es im Moment Flüge gäbe, wäre ich auch zeitnah dort.

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  6. Es gibt Flüge :) Jeden Samstag von Leipzig direkt nach Sharm...

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  7. Nur als Hintergrundinfo: unser RV hat die Reise abgesagt mit dem Hinweis, dass die Versorgung der Touristengebiete auch aus Kairo erfolgt und daher befürchtet wird, dass es zu Engpässen kommen kann. Das ist der Grund für die Absagen - Situation in den Touristengebieten sei aktuell ruhig (was sich mit der Aussage von Bekannten deckt, die gerade dort sind) ...

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